Gesundheitliche Folgen von Konflikten
In jeder Mediation erlebe ich sie, ob beruflich oder privat: Gesundheitliche Einschränkungen als Folgeerscheinungen von anhaltenden Konflikten. Der Zustand mangelnder Klarheit und ungelöster Differenzen verursacht chronischen Stress und wirkt sich so psychisch und physisch auf die Gesundheit aus. So kann ein ungelöstes Problem einschneidende gesundheitliche Folgen haben.
Wie Konflikte auf die Psyche wirken
Im beruflichen Kontext setzen Konflikte die Beteiligten nicht selten unter existenziellen Druck. Je nachdem, welche Parteien involviert sind oder wie stark der Konflikt schon eskaliert ist, kann der Arbeitsplatz oder das Ansehen bedroht sein. Darüber hinaus darf der Jobsituation nicht zu wenig Bedeutung geschenkt werden, denn wir halten uns täglich etliche Stunden darin auf. Eine strikte Trennung zwischen den Erlebnissen dort und der privaten Zeit ist meistens kaum möglich, sodass mentale Belastungen am Arbeitsplatz Auswirkungen auf das Privatleben haben. Die Betroffenen können also kaum abschalten.
Private Konflikte gehen meist mit tiefen Emotionen einher, da verhärtete Fronten nicht selten mit Abweisung gleichgesetzt werden und das Gefühl des “nicht geliebt werdens”, “nicht genug seins” oder gar das Gefühl von Einsamkeit hervorrufen. Genauso können Wut oder Trauer ausgelöst werden.
Halten die Konflikte an, bleiben sie unter der Oberfläche ein stetiger Begleiter im Alltag und führen zu
- Schlafstörungen, Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen durch den anhaltenden Stress
- Angstzuständen aufgrund Machtlosigkeit im Arbeitsplatzkonflikt und Sorge um die berufliche Zukunft
- emotionalen Belastungen, die das Risiko einer Depression erhöhen und Menschen voneinander isolieren.
Die physischen Folgen anhaltender Konflikte
Der oben erwähnte Stresszustand versetzt den Organismus in den “Kampf- oder Fluchtmodus”. Infolgedessen erhöht sich die Ausschüttung von Adrenalin, das Herz-Kreislauf-System arbeitet auf Hochtouren und der gesamte Körper gerät unter Spannung. Die Sorge um die tägliche Konfrontation am Arbeitsplatz bereitet nicht wenigen Menschen Unwohlsein in Form von Magenschmerzen, Schwindel oder Migräne.
In meinen Mediationen kann ich häufig folgende Symptome bei den Betroffenen beobachten oder bekomme sie berichtet:
- Bluthochdruck und Herzrasen
- Magenbeschwerden, Schwindel und Migräne
- Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen aufgrund der anhaltenden Anspannung – nicht selten auch in Verbindung mit Zähne pressen oder knirschen
- wiederkehrende Infekte begünstigt durch das geschwächte Immunsystem, das unter Dauerstress steht.
Auswirkungen der gesundheitlichen Belastungen
Die gesundheitlichen Folgen von Arbeitsplatzkonflikten wirken sich drastisch auf die gesamte Organisation aus. Hochbelastete Teams oder Führungskräfte sind besonders gefährdet. Beginnend mit Krankheitsausfällen kann der anhaltende Stress durch Konflikte bei Mitarbeitenden bis zur dauerhaften Erschöpfung zu Burnout führen. Doch bei einer einzelnen Person im Team wird es nicht bleiben, denn neben der Tatsache, dass der Konflikt ungeklärt im Raum bleibt und auch bei anderen Teammitgliedern Spuren hinterlässt, sind die verbleibenden Teammitglieder der weiteren Belastung ausgesetzt, den Ausfall zu kompensieren. Infolgedessen ist mit weiteren Leistungsabfällen zu rechnen. Das Team befindet sich in einer dauerhaften Stress- und Konfliktspirale.
Im Privatleben wirken sich gesundheitliche Belastungen durch Konflikte direkt auf das Beziehungsleben aus. Ob in der Partnerschaft, zu Kindern, Geschwistern oder Eltern – dauerhafte Erschöpfung, Reizbarkeit und Schmerzen durch Verspannungen beeinträchtigen den gemeinsamen Alltag. Kinder nehmen mentale Belastungen fast immer indirekt wahr, sodass sie sich auch auf ihr Gefühlsleben auswirken.
Konflikte bewältigen zum Schutz der Gesundheit
Den ersten Schritt zu wagen und verfahrene Konflikte zu klären, fällt für einen kurzen Moment schwer. Doch im Vergleich zu den dauerhaften Folgen ungelöster Probleme ist dies nur ein kurzer Moment und mit Beginn der Gespräche schnell vergessen.
Die Mediation kann bei Arbeitsplatzkonflikten und privaten Konflikten eine strukturierte Unterstützung für alle Beteiligten sein:
- Stress wird abgebaut, da die Dinge in einem sicheren Rahmen gesagt und geklärt werden.
- Die Kommunikation kann wieder aufgenommen und Lösungen erarbeitet werden, die auch in Zukunft das Miteinander schützen.
Klarheit schafft Sicherheit.
Konflikten und ihren gesundheitlichen Folgen vorbeugen
Konflikte werden uns immer begegnen, allerdings haben wir die Wahl, wie wir damit umgehen. Im beruflichen Kontext ist es sinnvoll, die Kommunikations- und Konfliktkompetenzen der Mitarbeitenden zu stärken und Strukturen zur Konfliktbewältigung zu schaffen.
Für jeden Menschen bietet es sich an, sich Tools anzueignen, die darin unterstützen, zunächst eigenständig Stress und Konflikte bewältigen zu können und resilienter sowie besonnener zu werden. Das erfordert etwas Übung und Selbstführung, ist aber für jeden Menschen erlernbar.
Fazit
Für ein besseres Miteinander und zur Reduzierung von Konfliktsituationen können wir den Umgang mit Konflikten trainieren. Allerdings bleiben Konflikte im Alltag unvermeidlich. Haben sie sich arg festgefahren, sollte zum Schutz der Gesundheit aller Beteiligten zügig eine Klärung angestrebt werden. Das bewahrt uns vor gesundheitlichen Folgen im Privatleben und schützt auch im Business Teams und Abläufe.
*Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.